Im zweiten Teil des Seminars soll der Schwerpunkt sexuelle und geschlechtliche Diversität in der Adoleszenz sowie Prozesse der Identitätsentwicklung vertieft erarbeitet werden.

 

Sexualität und Geschlechtlichkeit sind wesentliche Strukturierungsmerkmale der gesellschaftlichen Ordnung. Insbesondere im Jugendalter wird eine sexuelle und geschlechtliche Identität entscheidend relevant. Durch Institutionen, Diskurse, Normen und Stereotype sind dabei unterschiedliche Sexualitäten und Geschlechtlichkeiten reguliert und in ‚normale‘ und ‚anormale‘ Positionierungen eingeteilt. Mit dem Begriff der ‚Heteronormativität‘ wird dieses Strukturfundament in der Soziologie charakterisiert.

 

Da lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und divers* geschlechtliche (zusammen als queer benannte) Jugendliche noch (zu) selten zur expliziten Zielgruppe der Sozialen Arbeit zählen, gleichzeitig aber konkrete Bedarfe für die betreffenden Akteur:innen existieren, wird der Blick insbesondere auf die individuelle Ebene gerichtet. Dabei ist bei einem Blick in die Lebenswelten junger queerer Menschen einerseits eindeutig festzustellen, dass Diskriminierung eine nahezu tägliche Erfahrung ist: 8 bzw. 9 von 10 queeren Jugendlichen haben laut einer bundesweiten Studie schon mal Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen und/oder geschlechtlichen Zugehörigkeit erlebt (Krell/Oldemeier 2015). Andererseits werden aber auch schöne Erfahrungen gemacht und Kompetenzen entwickelt, worüber viel zu selten gesprochen wird. Aus diesem Grund werden im zweiten Teil des Seminars zur Jugendsoziologie die ‚zwei Seiten einer Medaille‘ betrachtet und über Defizite sowie Ressourcen in den Lebenswelten junger queerer Menschen diskutiert.

 

Themenstationen

·       Gesellschaftliche Entwicklungen der sexuellen und geschlechtlichen Ordnung

·       Grundbegriffe zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt

·       Soziologische Perspektiven auf Sexualität und Geschlecht

·       ‚Identität‘ queerer Jugendlicher - Empirische Annäherungen und jugendsoziologische Diskurse

·       Internationale und nationale Erkenntnisse zu Erfahrungen junger queerer Menschen